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Rainer Stoerring

 Und ich gab ihm mein Versprechen

Jedes Leben hat seine Geschichte

Mai 2007

250 Seiten.
Paperback € 19,90 (D). 
ISBN 978-3-8301-9597-9 (Buch, 3. Auflage)

ISBN 978-3-8301-9596-2 (E-Book der 3. Auflage)

ISBN 978-3-8301-9577-1 (E-Book English Edition - "And I gave him my word")

 

www.edition-fischer.com

 

 

Im Januar 2004 wurde bei meinem Vater im Rahmen einer Prostata-Operation Krebs als Nebendiagnose befunden. Von Anfang an stand fest, dass er dieser Art des Krebses erliegen wird. Völlig unvorbereitet standen wir dieser Tatsache gegenüber. Alles, was meinem Vater blieb, war ein Restleben in Etappen. Jede einzelne Etappe wollte er annehmen und stellte sich dem Kampf gegen den Krebs. Mich bat er, ihn und meine Mutter auf diesem Weg zu begleiten

 

 

„Und ich gab ihm mein Versprechen"

 

Einig darüber, dass wir diese „geschenkte“ Zeit mit Leben befüllen wollen gingen wir los. Eine sehr schlimme wie wunderbare Zeit. Noch vieles konnten wir gemeinsam erleben und es blieb Zeit genug uns um die Dinge zu kümmern, die meinem Vater wichtig waren. So auch seinen Wunsch, in Würde sterben zu dürfen.

In einem unserer Gespräche sagte er zu mir „Sobald ich meine Zufriedenheit erlangt habe, verfüge ich über die höchste Würde, die ein Mensch haben kann. Mit dieser werde ich sterben. Und genau dies will ich dann auch. Daran sollen andere Menschen mit all ihren Maschinen und Apparaten nichts ändern.“ 

Mit dieser Aussage wurde mir klar, dass er mich um meine Hilfe bat, ihn gehen zu lassen, wenn es für ihn an der Zeit ist zu gehen. Ein unerträglicher Gedanke für mich. In vielen weiteren Gesprächen erklärte mir mein Vater seinen Wunsch. Mein Verständnis für seine Bitte wuchs. Um mich rechtlich abgesichert zu wissen, verfügte er in einem Patiententestament seinen Wunsch. Alle Für und Wider des Patiententestamentes konnten wir annehmen, verstehen und die jeweilige Lösung für meinen Vater finden. In einem Punkt konnten wir leider keine Klärung finden, von unserem Verständnis ganz zu schweigen. Besonders schwer empfand er die Frage nach seiner religiösen Ausrichtung. Mein Vater als getaufter und bekennender Christ fand eine ganz klare Antwort in seinem Glauben. Sollte Gott einen Menschen zu sich rufen, wird dieser sich dem Ruf nicht verschließen können. Auch dann nicht, wenn alle irdischen Ressourcen zum Erhalt des Lebens genutzt werden. Noch heute denke ich über folgende Fragen nach. Warum darf ein Mensch seinen klaren Tod nicht akzeptieren und seinen Weg in Gottes Schoss nicht organisieren und um Hilfe im Beschreiten dessen bitten? Muss der Sterbende sich allen irdischen und menschlichen Interpretationen des Wortes Gottes unterwerfen? Ist es wirklich gewollt, dass wir uns dem Ruf Gottes verweigern?

Mein Vater verstarb im November 2005. Sein Weg dorthin begann mit dem klaren Ziel zu sterben. Sein Weg war voller Schmerzen, Tränen der Verzweiflung und Angst darüber diese Welt und seine Nächsten verlassen zu müssen. Alles, was er zurücklassen würde, ist die Trauer über den Verlust seiner Person. Letztendlich starb er so, wie er es wollte. Zuhause und in den Armen von meiner Mutter und mir.

Seine Bitte um die Hilfe zu sterben begleitete mich fast zwei Jahre. Was einen Menschen in die Überlegung treibt, eine solche zum Ausdruck zu bringen, habe ich in dieser Zeit gelernt. Anfangs mit großer Mühe. Doch mit jedem Wort, welches wir zu diesem Thema miteinander gewechselt haben, konnte ich mehr verstehen, was der Sterbende sich wünscht. Einfach nur in Würde sterben zu dürfen.

Über diese Zeit habe ich ein Buch geschrieben. Es trägt den Titel „Und ich gab ihm mein Versprechen“, ISBN 978-3-89950-920-5, Autor Rainer Stoerring, im Verlag edition-fischer in Frankfurt. In diesem zeige ich den Weg von der Diagnose bis zum Tod meines Vaters auf. Zwar erhebe ich keinen Anspruch darauf, das jeder Betroffene meine Erlebnisse und Erfahrungen teilen kann. Doch denke ich den Menschen in gleicher Situation den Mut zu geben, ihre eigene Entscheidung zu treffen.

Genau aus diesem Grund habe ich mein Buch geschrieben und möchte es anderen Menschen an die Hand geben. Ich denke aufzeigen zu können, dass Menschen den Prozess Gottes, also auch das Sterben, annehmen müssen und können ohne sich vor anderen rechtfertigen zu müssen.